Wer morgens kurz vor Schulanfang an einer Schule vorbeifährt, bemerkt vor allem eines: verstopfte Straßen, Autos, die in zweiter Reihe parken – gerne auch im Halteverbot –, die kreuz und quer über Gehwege hinwegrollen, Radspuren blockieren und, und, und. Die berüchtigte „Schul-Rushhour“. Und mittendrin: Kinder, die sich einen Weg durch dieses für sie unberechenbare und gefährliche Verkehrschaos bahnen müssen. Grund sind die sogenannten Elterntaxis; von „Helikopter-Eltern“ und der „Generation Rücksitz“ ist in diesem Zusammenhang oft die Rede. Seit Jahren nehmen die Zahlen der Eltern zu, die ihre Sprösslinge Tag für Tag zur Schule kutschieren und mittags wieder abholen. Eine Entwicklung, die Verkehrsexperten wie auch Schulen eher negativ betrachten.
Elterntaxis nicht sicherer
„Natürlich ist es verständlich, dass sich Eltern in puncto Schulwegsicherheit Sorgen um ihre Kinder machen – vor allem um die Jüngsten, die leicht von einem Auto übersehen werden können und möglicherweise selbst den Verkehr nicht ausreichend einschätzen können. Doch Elterntaxis sind hier nicht die Lösung, sondern im Gegenteil Teil des Problems“, sind sich die Sicherheitsexperten des KRAFTFAHRER-SCHUTZ e.V. (KS) einig. Denn zusätzlich zu an- und abfahrenden Schulbussen, Radverkehr sowie regulärem Autoverkehr im Bereich der Schule verstärken die zahlreichen Autos der Eltern Verkehrsaufkommen erheblich und machen den Bereich zur Gefahrenzone.
Eigens eingerichtete Hol- und Bringzonen in etwas Abstand zum Schuleingang können das Problem entzerren, setzen aber an der falschen Stelle an: „Werden Kinder ständig zur Schule gefahren, entwickeln sie nicht die nötige Verkehrskompetenz, um sich sicher im Straßenverkehr zu bewegen. Wenn Kinder hingegen eigenständig zu Fuß ihren Schulweg absolvieren, stärkt das nicht nur ihr Selbstbewusstsein, sondern sie lernen, mit den unterschiedlichsten Situationen im Straßenverkehr umzugehen“, so der KS.
Fußbus statt Elterntaxi
Das erfordert jedoch, dass die Eltern (neben der Schule) ihren aktiven Beitrag zur Verkehrserziehung leisten. So sollte besonders bei den Erstklässlern der sicherste Weg zur Schule inklusive des richtigen Überquerens von Straßen so oft eingeübt werden, bis die Kinder ausreichend Sicherheit haben und alle Gefahrenquellen kennen. Danach empfiehlt es sich, den Kindern mehrere Male in einigem Abstand zu folgen, um zu beobachten, ob sie sich richtig verhalten. Für den täglichen Weg zur Schule ist auch ein „Fußbus“ praktisch: Mehrere Kinder aus der Nachbarschaft gehen – eventuell auch in Begleitung eines Erwachsenen – gemeinsam zur Schule. Das fördert gleichzeitig das Sozialverhalten und Freundschaften werden geschlossen.