Insgesamt verunglückten in Deutschland 2019 laut Statistischem Bundesamt (Destatis) 52.444 Menschen ab 65 Jahren im Straßenverkehr – zwar leicht weniger als im Jahr zuvor, aber immer noch viel zu viele. Schwer verletzt wurden von ihnen 13.189 Menschen, 1.037 verstarben. Dabei betrug der Anteil der Senioren an allen Verunglückten 13,5 Prozent – also weniger als ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung in Höhe von 21,5 Prozent. Laut Destatis liegt das vermutlich daran, dass die Art und Häufigkeit der Verkehrsbeteiligung im Alter eine andere ist: So legen ältere Menschen beispielsweise nicht mehr zweimal täglich den Weg zur Arbeitsstätte zurück, verfügen zudem generell seltener über einen Pkw als jüngere und fahren daher einfach weniger Auto.
Doch war die Zahl der Todesopfer unter ihnen mit 34 Prozent gegenüber ihrem Anteil von 13,5 Prozent an allen Verunglückten deutlich höher. Damit haben ältere Menschen zwar ein geringeres Risiko, im Straßenverkehr zu verunglücken, jedoch ist diese Altersgruppe im Schnitt von schwereren Unfallfolgen betroffen und hat geringere Chancen, einen Unfall zu überleben. Gründe hierfür sind die mit zunehmendem Alter nachlassende physische Widerstandskraft sowie die Tatsache, dass gerade Seniorinnen und Senioren häufiger zu Fuß unterwegs sind und damit zu der Gruppe zählen, die bei einem Verkehrsunfall einem ungleich größeren Risiko ausgesetzt ist, schwerwiegende Verletzungen zu erleiden. „Da wir alle dennoch auch künftig mobil bleiben wollen, gilt es dieser deutlich höheren Vulnerabilität älterer Verkehrsteilnehmer – sei es im Auto, auf dem Rad oder als Fußgänger – unbedingt Rechnung zu tragen. Dies umso mehr, als unsere Gesellschaft zunehmend älter und sich diese Gefahr noch entsprechend verstärken wird“, sagen die Verkehrssicherheitsexperten des Automobilclubs KS e.V.
Unfallursachen gegensteuern
Die Destatis Studie hat aber auch das Fehlverhalten der Senioren ab 65, die am Steuer eines Pkw unterwegs sind, unter die Lupe genommen. Hier zeigt sich deutlich, dass Vorfahrt und Vorrang, aber auch Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren sowie Ein- und Anfahren eine größere Rolle spielen als bei anderen Altersgruppen, wenn es um die Ursachen von Unfällen mit Personenschaden geht. Aspekte wie Alkoholeinfluss, Überholen, falsche Straßenbenutzung, nicht angepasste Geschwindigkeit und falsches Verhalten gegenüber Fußgängern sind hingegen weniger relevant als bei jüngeren Fahrern.
Hier können sich vor allem mittel- und längerfristig sicherheitsrelevante Fahrerassistenzsysteme als hilfreich erweisen und die älteren Fahrer unterstützen. „Das ist nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund sinnvoll, als mit zunehmendem Alter die Reaktionszeiten tendenziell länger werden, was möglicherweise durch bestimmte Medikamente beeinflusst wird, das Seh- und Hörvermögen beeinträchtigt sein kann und die Konzentration schneller nachlässt. Dennoch muss sichergestellt werden, dass die Fahrer jederzeit die Kontrolle über das Fahrzeug haben und auch bei Ausfall eines Systems angemessen reagieren können“, warnt der KS. „Die abnehmende Leistungsfähigkeit im Alter ist natürlich individuell sehr unterschiedlich. Trotzdem sollten alle älteren Fahrerinnen und Fahrer regelmäßig ihre eigene Fahrtüchtigkeit kritisch und ehrlich hinterfragen.“ Regelmäßige Check-ups beim Hausarzt können zusätzliche Entscheidungshilfen sein, wenn es darum geht, eventuell seinen Führerschein abzugeben. „Ganz eindeutig wird sich hier in Zukunft aber auch viel bei modernen Mobilitätskonzepten, gerade auch im öffentlichen Nahverkehr tun müssen, um der älteren Generation unbeschwerte Mobilität zu ermöglichen, ohne die Verkehrssicherheit aus den Augen zu verlieren“, resümiert der Automobilclub KS e.V.