Der Automobilclub KS e.V. zu Rückmeldefahrten im Alter

Dass Autofahren im hohen Alter und ein sicherer Straßenverkehr kein Widerspruch sein müssen, zeigen Rückmeldefahrten. Mit ihnen lässt sich die Fahrkompetenz im Alter und damit die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben erhalten. Der Automobilclub KS e.V. hat sich die Verbraucherumfrage 2024 des TÜV-Verbands zum Thema Mobilität im Alter angesehen und stellt die wichtigsten Ergebnisse vor.

Bis 19. Januar 2025 müssen alle ab Jahrgang 1971 Geborenen, sofern sie noch keinen neuen Führerschein im Plastik-Scheckkartenformat besitzen, als letzte reguläre Gruppe ihren „Lappen“, sprich den rosafarbenen Papierführerschein, gegen die fälschungssicherere EU-weit einheitliche Variante tauschen. Die älteste Gruppe hat für den Tausch hingegen Zeit bis zum Jahr 2033. Doch warum ist das eigentlich so? Laut der Dritten EU-Führerscheinrichtlinie sind alle Pkw- und Motorradführerscheine bis zum 19. Januar 2033 in den neuen EU-Führerschein umzutauschen. Führerscheinbesitzerinnen und -besitzer, die 1953 und früher geboren sind, sind bis dahin also mindestens 80 Jahre alt. „Hier ist es rein altersbedingt nicht gesichert, wie viele dieser Fahrerinnen und Fahrer nach 2033 ihr Auto und damit ihren Führerschein noch weiter nutzen möchten. Denn bekanntlich nimmt die Fahrtüchtigkeit im Alter deutlich ab“, erläutert Isabella Finsterwalder, die Pressesprecherin des Automobilclub KS e.V., den Grund für den späten Führerscheintausch der älteren Fahrerinnen und Fahrer. Statistisch betrachtet geschieht dies ab dem 75. Lebensjahr, unter anderem verlängern sich Reaktionszeiten, Informationen werden nicht mehr so schnell aufgenommen und die Beweglichkeit lässt nach, berichtet etwa die Landesverkehrswacht NRW.

Gesellschaftliche Teilhabe versus sicherer Straßenverkehr?
Doch beim Führerschein im Alter handelt es sich um ein sensibles Thema. Niemand möchte gerne in der eigenen Mobilität beschnitten werden. Gerade im Alter bedeutet der Führerschein ein großes Stück Freiheit, besonders in Gegenden, in denen der ÖPNV nicht im Zehn-Minuten-Takt fährt. Er bedeutet Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Dennoch hat Sicherheit höchste Priorität. Zwar fahren Senioren seltener als andere Altersgruppen – so entfällt beispielsweise das tägliche Pendeln zum Arbeitsplatz – und sind damit seltener in Unfälle verwickelt, doch sind es die älteren Semester, die Unfälle deutlich häufiger verursachen, und das mit schwereren Folgen. Vor allem wegen missachteten Vorfahrtsregelungen, beim Abbiegen, Wenden oder Rückwärtsfahren kommt es dabei zum Crash. Kein Wunder, dass sich Familienangehörige hier oft Sorgen machen, aber auch ältere Fahrerinnen oder Fahrer sollten sich selbst fragen, ob sie noch wirklich fahrtüchtig sind. Dennoch müsse es das Ziel sein – nicht zuletzt angesichts des zunehmenden Anteils älterer Autofahrer an der Bevölkerung aufgrund des demografischen Wandels –, die Fahrkompetenz so lange wie möglich aufrecht zu erhalten, so Dr. Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands.

Rückmeldefahrten zur Sicherung der Mobilität
Eine gute Möglichkeit, die Fahrkompetenz zu überprüfen und zugleich aufrecht zu halten, sind freiwillige Rückmeldefahrten. Die Europäische Gemeinschaft hat potenziellen EU-weit geregelten Fahrtauglichkeits-Checks ab 70 Jahren, die im Rahmen der Reform der Führerscheinrichtlinie geregelt werden sollten, eine Absage erteilt. Unter anderem gingen die EU-Vorschläge deutlich über Rückmeldefahrten hinaus und forderten beispielsweise verpflichtende Gesundheitschecks. Dies wurde als zu starker Eingriff empfunden. Jedoch erfahren Rückmeldefahrten in Deutschland viel Zuspruch. In einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands wurden 1.207 Personen ab 16 Jahren dazu befragt. Zusammengefasst wurden die Ergebnisse Ende September in der TÜV-Verband Verbraucherumfrage 2024 „Fahrkompetenz erhalten – bis ins hohe Alter“. Wichtigstes Ergebnis: Mit 85 Prozent findet die große Mehrheit verpflichtende Rückmeldefahrten ab 75 Jahren sinnvoll. Von den Befragten forderten zudem 80 Prozent einen Führerscheinentzug, sollte die Fahrtauglichkeit nicht mehr vorhanden sein. Dem gegenüber steht die Position, dass 88 Prozent der Befragten laut Umfrage so lange es geht über die eigene Mobilität selbst entscheiden möchten.

Selbsteinschätzung und Fremdwahrnehmung
Interessant waren dabei auch die eigene Wahrnehmung und das Fremdurteil: Bei der Beurteilung der Aussage, ob ältere Menschen ihre Fähigkeiten am besten selbst einschätzen können und selbst entscheiden dürfen, ob sie Auto fahren, nahm die Zustimmung mit steigendem Alter deutlich zu. Umgekehrt nahm die Zustimmung bei der Frage, ob sich ältere Fahrer ab einem gewissen Alter einer verpflichtenden Überprüfung der Fahrkompetenz unterziehen sollten, deutlich ab, je älter die Fahrer waren. Auch bei anderen Fragen – etwa ob ältere Verkehrsteilnehmende zur Gefahr für andere werden könnten oder gar der Führerschein entzogen werden sollte – zeigte sich diese Diskrepanz klar: Ältere Fahrer schätzen sich im Gegensatz zur Beurteilung durch andere Altersgruppen selbst tendenziell besser ein. „Klar ersichtlich wird hieraus: Es braucht eine Lösung, die im Mittelbereich angesiedelt ist, nämlich zwischen den gekippten Vorschlägen der EU, die mit verpflichtenden Gesundheitsüberprüfungen tief ins Leben der Seniorinnen und Senioren eingegriffen hätten, und dem Ignorieren des demografischen Wandels. Rückmeldefahrten beispielsweise durch Fahrlehrer, die ehrliches Feedback zum Fahrverhalten sowie Verbesserungsvorschläge geben, können hier die Mobilität bis ins Alter erhalten und zugleich den Straßenverkehr sicherer machen“, so die Pressesprecherin des Automobilclub KS e.V., Isabella Finsterwalder.