Wieder einmal stehen die Verbrauchsangaben der Automobilhersteller am Pranger. Verschiedene Medienberichte legen die Vermutung nahe, dass sich nach Dieselgate der nächste Betrugsskandal abzeichnet. Doch das ist nicht so, meint der Automobilclub Kraftfahrer-Schutz (KS), der seit fast 40 Jahren die Kraftstoffverbräuche von Pkw und Nutzfahrzeugen im Auge hat und seit 1980 jedes Jahr den KS-Energie- und Umweltpreis verleiht. Ein Sprecher des KS: "Tatsache ist, dass moderne Automobile weniger brauchen, als ihre Vorgänger. So ging der Durchschnittsverbrauch in den letzten 30 Jahren um mehr als 25 Prozent zurück."
Die Pkw-Energieverbrauchskennzeichnungsverordnung schreibt vor, dass Hersteller und Händler, die neue Pkw anbieten, Angaben zu deren Verbrauch machen müssen. Dazu müssen sie einen vorgegebenen Testzyklus auf einem Rollenprüfstand absolvieren. Jeder weiß, dass derart gemessene Werte nichts mit der Realität im Straßenverkehr zu tun haben. Allerdings sind die Bedingungen identisch für alle. Das erlaubt einen Vergleich verschiedener Fahrzeuge. Das Fahrverhalten in der Praxis ist aber so unterschiedlich, dass sich die Verbrauchswerte nicht vergleichen lassen. Dazu kommen die Wetterverhältnisse, die Verkehrssituation und vieles mehr. Die EU plant allerdings, ab 2017 neue Testbedingungen für die Verbrauchs- und Abgasmessung vorzugeben, die der Realität mehr entsprechen.
Unabhängig davon meinte der KS-Sprecher: "Wenn Autohersteller betrügen, müssen sie die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekommen. Wenn sie allerdings erlaubte oder zumindest nicht verbotene Mittel einsetzen, dann ist das ein Problem des Gesetzgebers. Dafür darf man die Hersteller nicht verantwortlich machen. Deshalb ist es in diesem Punkt Blödsinn, die Autoindustrie an den Pranger zu stellen."